Fluke

Fluke hat mich ausgesucht, nicht ich ihn!

von Nicole Münster

Bis zum Jahr 2008 wusste ich gar nicht, dass es Mudis überhaupt gibt. Ich war auf der Suche nach einem aufgeweckt-intelligenten Hund, bloß nicht zu groß, aber auch kein Handtaschenhund und er sollte möglichst keinen Jagdtrieb haben, da ich direkt am Waldrand wohne.
Relativ schnell stand daraufhin fest, dass es ein Hütehund sein sollte; ich wälzte unzählige Rassebücher und stolperte schließlich über ungarische Hirtenhunde. Etwas Lockiges, mit spitzen Öhrchen blickte mich von der Buchseite frech an – ein Mudi. Ich begann das Internet nach Züchtern in Deutschland zu durchstöbern. Die Homepage von Familie Gerwin machte auf mich den sympathischsten Eindruck. Sie planten zwar erst Welpen für 2009 aber ich rief an und wollte mir diese Hunde einfach einmal im Original ansehen.

Bellend wurde ich in Düsseldorf von Cici, King und Lili begrüßt und meine 3-stündige Autofahrt dorthin war sofort vergessen. Auf der Couch schmuste sich King direkt an meine Seite, als müsste er mich überzeugen, dass Mudis die tollsten Hunde der Welt seien. Alles, was mir Heike und Bernd erzählten, passte zu meinen Vorstellungen vom perfekten Hund; von diesem Tag an war ich mit dem Mudivirus infiziert.

Wieder zu Hause schaute ich mir youtube-Videos an und stolperte über Flukes „große-kleine Schwester“ Edina vom Schloss Feengrund. Ich wurde ein richtiger Fan von der sportlichen Hündin und wusste, dass ich auch einen Feengrund-Mudi haben wollte.

Es begann die lange Zeit des Wartens. Unzählige Hundebücher habe ich in diesem Jahr bestellt und gelesen, aber auf einen Mudi konnte mich doch keines davon wirklich vorbereiten. Ich meldete mich im Mudiforum an und lernte direkt nette Mudimenschen aus meiner Gegend kennen. Heike Gerwin versorgte mich unterdessen mit Informationen über Cicis Trächtigkeit, Ultraschallbildern und schließlich am 9. April 2009 mit der SMS „Die Welpen sind da!“. Daraufhin gab es jeden Tag neue Fotos zu bestaunen.

Der Tag an dem ich mir meinen Rüden aussuchen durfte, rückte immer näher. Als ich aufgeregt wieder nach Düsseldorf fuhr kam es aber genau anders herum: Fluke hat mich ausgesucht, nicht ich ihn! Als ich das Welpenzimmer betrat, lagen alle friedlich schlafend in einer Ecke, ein Welpe mit blauem Punkt auf der Stirn blickte auf, sah mich kurz an und hopste dann freudig auf mich zu; er ließ sich vor meinen Füßen auf den Boden plumpsen, als wollte er sagen: „Da bist du ja endlich!“

Am 20. Juni holte ich den kleinen Herzensbrecher endlich ab. Die lange Fahrt steckte er souverän weg. Bis heute liebt Fluke Auto fahren, sobald ich den Schlüssel in die Hand nehme, folgt er mir schwanzwedelnd und wartet, dass er einsteigen darf. Selbst Urlaubsfahrten von 8-12 Stunden nimmt er gelassen; ganz nach dem Mudimotto: „Hauptsache dabei!“
Keine einzige Nacht hat der Kleine danach „seine alte Familie“ vermisst, obwohl ich doch mit riechenden Deckchen, tickenden Weckern und anderen Tipps auf das mögliche Heimweh vorbereitet war. Kurzum: vom ersten Tag an war Fluke bei mir zu Hause angekommen.

Zum Glück hatte ich 6 Wochen Sommerferien und konnte mich intensiv um den Neuankömmling kümmern. Er verstand sich auf Anhieb mit der kleinen Katze Rumo, den beiden Zwergkaninchen und meinem freifliegenden Wellensittich Rocky. Fluke lernte schnell und wollte lernen, zu Hause mit dem Clicker, in der Welpenstunde, im Garten – überall. Er war ein richtiger Musterschüler. Leider habe ich es versäumt, ihm das Alleinebleiben in dieser ersten Phase richtig beizubringen. Noch heute rührt er keinen Kauknochen, kein Leckerli, einfach nichts an, bis mein Mann Michael oder ich wieder zu Hause sind; er sitzt einfach hinter der Tür und wartet auf uns.

Mit 7 Monaten besuchte ich in Hannover die erste Ausstellung und stellte Fluke in der Jüngstenklasse vor. Das erhaltene „Vielversprechend“ (Vv) und die Worte der Richterin bewogen mich, noch weitere Ausstellungen zu melden. Bereits mit einem Jahr war Fluke „Deutscher Jugendchampion“. Schließlich wurde er mehrfach Bundessieger, erreichte den 2. Platz auf der Weltausstellung in Paris und war 2010 und 2011 erfolgreichster Mudi des Jahres. Inzwischen laufen wir in der Championsklasse, besuchen aber nicht mehr so häufig Ausstellungen.

Wer nun aber denkt, Fluke sei hauptsächlich Model, der täuscht sich gewaltig. Mit 10 Monaten begannen wir mit einfachem Agilitytraining und der Vorbereitung auf die Begleithundeprüfung, welche Fluke mit 16 Monaten erfolgreich absolvierte. Auch bei seiner Körung zeigte er sich souverän und ist bereits stolzer Papa von tollen Mudikindern!

Fluke vom Schloß FeengrundAber Agility wurde zu Flukes größtem Hobby. Immerhin haben wir es auch schon in die A2 geschafft. Auf dem Weg zu unserem Hundeplatz in Otterstadt beginnt er bereits am Ortseingangsschild im Auto „zu singen“, trippelt mit den Pfoten und kann es nicht abwarten, bis ich endlich parke. Im Parcours ist er sehr aufmerksam und ein echter „Po-Klebehund“ Bisweilen fällt es mir jedoch schwer, dies als Vorteil zu sehen, wenn ich an Turnieren beobachte, auf welche Distanzen ein Border Collie Geräte absolviert. Andererseits wirft Fluke so gut wie nie eine Stange, er ist immer konzentriert und ganz bei mir, was heißt, dass alle Fehler auf meine Kappe gehen 😉
Auch würde er nie mit jemand anderem laufen als mit mir. Egal, mit welcher Leckerei man ihn lockt – mein Mudi gehört zu mir!

Falls ich noch etwas über Bellfreudigkeit erzählen soll, so muss ich gestehen: ja, ein Mudi bellt! Aber es stört mich nicht, denn Fluke bellt nie grundlos. Entweder es klingelt, er möchte auf etwas aufmerksam machen, ist im Spieltrieb oder am bzw. im Parcours (also am Arbeiten). Und Mudis sind nun einmal Hunde, die mit Stimme arbeiten und nicht mit blöd-aus-der-Wäsche-schauen.

Fluke ist durch und durch ein Charmeur, der meine Mutter genauso wie meine Schwiegereltern um den Finger wickeln kann. Dort setzt seine gute Erziehung nämlich aus. Meine Schwiegermutter ist inzwischen so „erzogen“, dass sie Gassi geht, wenn Fluke ihr die Turnschuhe aus dem Flur bringt – das kann auch 4-5 mal täglich sein, wenn er bei ihr zu Besuch ist! Auch am Tisch zu betteln würde er bei uns niemals tun, beherrscht diese Kunst auswärts aber in Perfektion!

Bisweilen ist Fluke natürlich auch etwas größenwahnsinnig und hält sich selbst für eine Dogge mit Superkräften, zum Beispiel wenn es darum geht, große Stöcke zu tragen oder an der Leine auch mal einen viel größeren Hund anzustänkern. Aber ich kann darüber einfach lächeln, denn wir haben nicht einfach einen Hund, wir haben einen Mudi!

Inzwischen hat Fluke sogar ein eigenes Haustier, zumindest glaubt er das. Michael besitzt das Streifenhörnchen Fritz, welches bisweilen frei durch die Wohnung springen darf. Fluke hütet dann diesen Winzling und ist sehr vorsichtig, bloß nicht auf ihn zu treten. Wenn wir vor dem Fernseher sitzen, dann legt sich Fluke vor den Fritzkäfig und beobachtet, wie er Nüsse von einem Versteck ins andere trägt. Kommen wir nach Hause ist Flukes erster Gang zu kontrollieren, ob es Fritz gut geht. Ein echtes Dreamteam die beiden.

Ob man ohne Mudis leben kann? Bestimmt, aber es lohnt sich nicht, glaube ich! Natürlich hätte ich gerne irgendwann auch noch einen Flukewelpen – aber dafür müssten sich geeignete Mudimädchen bei uns melden…


Steckbrief

Name: Fluke v. Schloß Feengrund
Geboren: 09.04.2009
Hobbys: Agility, sich wichtig machen, neue Tricks lernen, mit dem Ball spielen und kuscheln
Eigenschaften: sehr anhänglich, aber immer wachsam, verspielt, Morgenmuffel, charmant… einfach unbeschreiblich!
mag am liebsten: mit Keksen im Bett gefüttert werden, auf dem Beifahrersitz im Auto sitzen („hauptsache dabei!“), Hündinnen die gerne rennen, Herrchen und Frauchen die Socken klauen während man sie gerade anzieht, Schafe betrachten, große Stöcke herumtragen, den Fritz hüten (Streifenhörnchen) und natürlich den Ball!
mag nicht: den Staubsauger, nass werden, im Auto hinten sitzen, früh geweckt werden, Trockenfutter, Leber
wohnt in: Saarbrücken und Dudenhofen (Speyer)
bei: Nicole und Michael Münster



 

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