Unser Sohn wälzte Hundebücher und sagte: „DEN will ich!“
von Elke und Karl-Heinz Hendrischk
Daysi ist zu uns gekommen als noch Komondor & Co. auf dem Hof waren. Diese waren schon in die Jahre gekommen und es war absehbar, dass sie irgendwann über den Regenbogen gehen würden. Ohne Hund allerdings wollten und vor allem konnten wir nicht sein. Also wurde beschlossen, es wird keine Lücke geben und wir begannen uns über andere Rassen, vor allem kleinere, wir waren ja nicht mehr die allerjüngsten und wollten unsere Fellbündel auf vier Pfoten ja weiter auch sicher händeln können, zu informieren. Bisher waren nur große Hunde in unserem Haushalt. Kaukasen, Kuvasz, Komondor, DSH. Jetzt hatten wir nur noch Ungarn und es sollten Ungarn bleiben. Also kamen ja nur Mudi, Puli oder Pumi in Frage. Wobei … den Mudi haben wir als „Mischling“ wahrgenommen, bis wir aufgeklärt wurden, dass es sich um einen Rassehund handelte. 😉
Nun ja, er verschwand aber wieder aus unserem Gedächtnis …
Unser Sohn wälzte Hundebücher und irgendwann kam er mit einem Bild zu uns und sagte: „DEN will ich!“. Oups, was war das denn? Ein MUDI!
Ich war erst gar nicht so angetan denn eigentlich hatten wir uns mit Elke schon auf einen Puli geeinigt. Die Frage, warum er denn einen Mudi wolle, kam überraschend UND von ihm gut durchdacht und schlüssig: „Es gibt nicht viele Mudis und da wir ja auch Ausstellungen besuchen, werden wir immer gewinnen“! Oha, was soll man dazu sagen? Na gut, überredet und im Endeffekt passte es ja.
Jetzt begann die Suche. Hundezeitschriften wälzen, Züchteradressen suchen, im KfUH informieren, telefonieren! In ganz Deutschland war kein Mudi zu bekommen. Was nun?
Über den KfUH bekamen wir dann die Adresse von Thea und Paul Koppelmann in Holland. Ok, anrufen. …und wir hatten Glück. Koppelmanns hatten noch zwei Welpen und es war ein Mädchen dabei. Vorher ansehen konnten wir nicht, denn Holland ist doch ziemlich weit und so mal schnell rüberrutschen war nicht möglich. Also VERTRAUEN!
Endlich aber war es soweit und der Tag war da um unseren zukünftigen Liebling in die Arme nehmen zu können. Zu Himmelfahrt oder Vatertag wie es ja auch heißt, wenn andere die Fahrräder satteln und von Kneipe zu Kneipe radeln, setzten Sven und ich uns ins Auto und fuhren nach Holland um Daysi abzuholen. Nach 5 Stunden Fahrt waren wir da. Zwei rennende Fellbündel empfingen uns. Hm, wer war nun wer? Diese Frage klärte sich aber sehr schnell. Ein Fellbündel legte sich unter einen Stuhl und schlief den Schlaf der Gerechten und eins krabbelte wie selbstverständlich auf meinen Schoß und ließ sich erstmal ausgiebig streicheln, verstohlen unter den Bauch geschaut UND? ES WAR DAYSI!
Eine Stunde später setzten wir uns in´s Auto und die Fahrt ging zurück nach Deutschland. Daysi tat, als wäre sie nichts anderes gewöhnt und hätte nur darauf gewartet, dass wir sie endlich abholten. Bei jeder Rast hatten wir Menschen um uns herum, die den ach so niedlichen, kleinen Hund anhimmelten.
Abends, um 19 Uhr waren wir wieder zu hause. Genau 12 Stunden waren vergangen.
Jetzt wurde Daysi unseren anderen Hunden vorgestellt. Bronko, ein sehr großer Komondorrüde, packte sie plötzlich, schüttelte sie und legte sie wieder ab. Ich war bestimmt kreidebleich. ABER, nix war geschehen! Er hatte nur gesagt (weil er das ja zu dem Zeitpunkt noch glaubte), dass er der Chef hier wäre. So´n dummer Kerl .
Von da ab wickelte Daysi ihn um ihr kleines Pfötchen und der Dicke machte genau, was sie von ihm wollte und schnurrte wie eine Katze wenn Daysi in seiner Nähe war. Sie übernahm, so klein und jung sie auch war, ziemlich schnell das Kommando. Sie hatte nur Flausen im Kopf, heckte was aus und die Großen mussten dann alles ausführen, bekamen so manchen Anranzer von uns und Daysi saß im Hintergrund und lachte sich förmlich eins ins Fäustchen.
Sie liebte aber auch lange Spaziergänge, spielte gern mit Ihren Hofgenossen, entfernte sich aber nie weit und ließ und lässt sich problemlos abrufen, wenn es Not tut. Heute dauert es etwas länger, aber sie hört und sieht nicht mehr so richtig.
So ging die Zeit dahin und Daysi wurde zu einer schönen Mudidame. Sie lernte alles sehr schnell, war der Liebling auf dem Hundeplatz, war sogar, man möchte es nicht glauben, der ruhige Pol in der Welpenrunde und zeigte den Jungspunden so manches richtige Verhalten. Sie war einfach phantastisch!
Auf Ausstellungen, national und international, räumte sie so manchen Preis ab. Deutscher Champion, Clubchampion, internationaler Champion, bei der Weltausstellung in Dortmund gab es einen dritten Platz UND, sie bestand die Begleithundprüfung mit Bravour. Abgenommen wurde die Prüfung in einer Rettungshundestaffel in Sachsen. Bei Ausstellungen war sie wie eine Diva. Die ganze Zeit lag sie mürrisch in ihrer Ecke auf einer Decke und wollte nicht belästigt werden. War sie dann aber im Ring, war sie nicht mehr wiederzuerkennen. Sie war ja schließlich der Star: „lachendes“ Gesicht, Rute hoch, straffer Körper und tänzelnd wie ein Araberpferd. Immer nach dem Motto: „Schaut mich an, hier bin ich!“ War sie wieder raus aus dem Ring, war sie wieder die mürrische Dame, welche ihre Ruhe haben wollte. Wir waren und sind mächtig stolz auf unsere Maus!
Züchten wollten wir auch…. Aber Daysi wollte keine Kinder. Jeder Rüde wurde in die Schranken gewiesen. Sie liebte nur ihre Menschen und die Hunde auf ihrem Hof.
Das wollten wir nutzen um es vielleicht doch noch mal zu einem Wurf zu bringen. Wir schauten uns nach einem passenden Rüden um und fanden ihn auch, Baron (Barni) von Schloß Feengrund. Er war ja aber auch noch ein Welpe. Also warten, dann war Daysi fast 8 Jahre und wir wollten ihr den Stress mit einem Erstwurf in dem Alter auch nicht mehr antun.
Daysi ist bis heute eben unser Liebling – ohne Zuchterfolg, aber immer ein treues, kleines, liebenswertes Wesen.
Jetzt sind nur noch Daysi und Barni da. Die Großen sind über den Regenbogen gegangen, fast alle in biblischem Alter.
Jeder Hund, den wir bei uns hatten und haben werden, ist Partner, Familienmitglied und NICHT Gebrauchsgegenstand.
Ohne Hund leben? Wie geht das denn? Kann ich nicht beantworten.
Und Sven, der Mudiaussucher? Der hat heute eine weibliche Partnerin und einen tierischen Partner. Was? Na was wohl, einen kleinen Hund. Kiko, ein Mischling, aber mittlerweile auch ein Freund für´s Leben, für Barni und wenn er sich benimmt, auch für Daysi. Die aber hat lieber ihre Ruhe. Mit fast 13 Jahren hat sie sich diese auch verdient, denke ich.
Vielleicht noch ein kleiner Nachsatz: da wir ja unseren Zweitwohnsitz im schönen Ungarn haben, mitten in einem Dorf südlich des Balaton, ist Daysi natürlich auch immer mit von der Partie. Man kennt sie dort auch schon. Stimmlich! Immer wenn wir dort ankommen, wird erstmal lautstark verkündet, dass sie und Barni wieder mitreden werden und es gibt immer viel zu erzählen mit den anderen Dorfhunden.
Komisch, ich hab noch nie bemerkt, dass die Hunde sprachliche Verständigungsprobleme haben, im Gegensatz zu uns Menschen. Ich glaube da sollten wir mal von den Hunden lernen. Ich hab zumindest schon damit angefangen. Elke tut sich noch etwas schwer, aber sicher lernt sie es auch noch.
Steckbrief
Name: Daysi van Breughels Dreven
Geboren: geb. 09.03.1999
Hobbys: fremde Leute anbellen (aber nur mit Rückendeckung durch Barni), Nahrung aufnehmen und alles beschnüffeln, was es zu beschnüffeln gibt … na, und jetzt im Alter, gern schlafen
Eigenschaften: beharrlich (= standhaft, hartnäckig), herzlich (= kuscheln ohne Ende)
mag am liebsten: ganz dicht bei Herrchen liegen, Blödsinn machen, Barni so lange provozieren bis er laut und lange bellt und Schimpfe kriegt , immer „mit dabei sein“
mag nicht: Daysi mag alles, hauptsache es kommt von IHREN Menschen
wohnt in: Felixsee/ Deutschland und in Nagyszokoly/ Ungarn
bei: Elke und Karl- H. Hendrischk