Wie kommt man zum Mudi? Zufall? Schicksal? Wahnsinn?
von Anette Manzius
Unsere Entscheidung, einen Mudi in unsere Familie aufzunehmen, hat uns Kuvasz Sarah abgenommen. Sie entschied sich für ein hochbeiniges spindeldürres lautes Mudi-Kerlchen namens „Maxi“… Aber vielleicht sollte ich von Anfang an berichten…
Irgendwann kam uns die Überlegung, zu unserer wunderbaren Kuvasz-Dame Sarah einen Zweithund dazu zunehmen… Natürlich gab es von allen Seiten im Hundeverein kompetente „Empfehlungen“, was denn zu uns passen würde, was sich denn für den Hundesport eignet etc. Aber Dobermänner und Schäferhunde hätte Sarah gefressen, außerdem waren wir uns einig, dass es ein Hund sein müsste, bei dem wir und vor allem unser Herz „ja“ sagt. Unser Zuchtwart im Kuvaszverein sagte dann irgendwann „nehmt doch einen Mudi …“. Hä? Was ist ein Mudi? „… das ist ein ungarischer Schäferhund, … der läuft sogar einen Border Collie schwindelig …“ Aaaah, ja… Na gut.
Und irgendwann…, es war auf der Welthundeausstellung in Dortmund, lief uns (Sarah und mir) ständig ein schwarzes Lockentier auf Spinnenbeinen über den Weg. Hundeknutsch hier, Hundeschleck da. Und Sarah hat dieses freche Wesen nicht „gefressen“, nicht mal verscheucht. Und als dann von den menschlichen Begleitern die Info kam „Maxi ist abzugeben“, klingelte es irgendwo bei mir und wir fragten dann ein paar Tage später nach. Erklärenderweise sollte ich erwähnen, dass wir damals eine Hündin suchten. Aber es kam die Antwort „ja, Maxi ist noch abzugeben, aber nein, Maxi ist kein Mädchen…“
Aber eigentlich passte er genau in unser „Beuteschema“ – klein, wendig, intelligent, hundesporttauglich … Und Sarah hatte sich entschieden. Und er machte einen guten Eindruck auf uns, wenn man das von einem „gebrauchten“ Junghund sagen kann -dass er ein Rüde war, war dann zunächst mal egal. Und so zog der Kleine bei uns ein. Und er wurde umbenannt: MOPPEL.
Wir haben in den folgenden Wochen dieses Wesen dann genauer kennengelernt. Moppel war zum Zeitpunkt seines Einzugs gerade mal 10 Monate alt. Schon aus der Pippikackaphase raus, aber noch nicht (hoffentlich) von anderen Menschen versaut.
Die Faszination MUDI hat sich erst später entwickelt. Als er einzog, war er „nur“ ein netter mittelkleiner Hund. Aber sein Charme, sein fröhliches Wesen und seine Fähigkeit, jeden um die Kralle, äh Finger, zu wickeln, schlug uns mit jeder Woche, die er bei uns war, immer mehr in seinen Bann. Auch war da sein Arbeitseifer, der uns beim Hundesport sehr begeisterte.
Gewisse Eigenschaften, die man dem Mudi nachsagt, treffen natürlich auch, zumindest teilweise, auf Moppel zu.
Mudis sind laut. Das können wir nicht abstreiten.
Ich habe mir für´s Agility extra ein T-Shirt machen lassen: „Wir sind nicht schnell – aber laut!“
Und ich stehe auch zu dieser Aussage: „MUDI MUSS LAUT…“
… sein
… bleiben
… geben
…-er Blödsinn machen
…-stärke haben
…
Ich denke, diese Liste kann man jederzeit erweitern.
Mudi Moppel verbringt einen großen Teil seines Hundelebens auf dem Hundeplatz. Als Sporthund. Als OBEDIENCE-Hund. Weil es ihm Spaß macht, weil es uns Spaß macht, und weil es ein wunderbarer Hundesport ist, dessen Faszination wir erlegen sind.
Während ich mit Kuvasz Sarah im Obedience gestartet bin und sie auch ausgebildet habe, ging Mudi Moppel bei Herrchen in die Obedience-Lehre. Mit ihm ist Moppel bis in die höchste FCI Klasse 3 aufgestiegen, in der er noch heute an den Start geht.
Mit mir war Moppel zunächst im Agility unterwegs. Als Midi-Hund hat er natürlich die ideale Größe. Er ist flink und wendig. Und er macht seine Arbeit, während sich das lahme Frauchen auf die Bodenbeschaffenheit des Parcours konzentrieren kann. Inzwischen ist Moppel aber in Agility-Rente gegangen. Er ist jetzt mein Obedience-Partner, während Herrchen unseren Border Collie führt. Im Obedience kann Moppel sicher noch einige Jährchen laufen und bestehen, aber für Agi sind wir beide inzwischen zu „alt“.
Mudi Moppel ist ein cooler Typ, wie man so sagen würde. Mit seinem Charme bekommt er so ziemlich jeden herum. Hier ein fröhliches Grinsen, da ein trauriger Blick, und schon schmelzen Menschen dahin. Bei einem „Tag der offenen Tür“ in einer Schule standen die Kinder Schlange, um mal mit Moppel an der Leine über den Schulhof zu gehen. Faszination Mudi/Moppel eben. Die Hundemädels reagieren übrigens auch so. Womanizer. Sein Charme hilft ihm natürlich auch in der Welt der Hunde-Frauen. Als Deckrüde brachte er frisches ungarisches Blut mit nach Deutschland. Und so wurde er inzwischen mit sechs Mudi-Damen vermählt, mit denen er viele kleine Mudi-Kinder hat.
Die Entscheidung, einen Mudi zu uns zu nehmen, hing auch damit zusammen, dass wir für unsere Kuvasz-Dame Sarah einen „kuvasz-festen“ Partnerhund suchten. Und wer sich schon einmal mit dem besonderen Wesen eines Herdenschutzhundes beschäftigt hat, mag erahnen, dass man es nicht jedem „gewöhnlichen“ Hund zumuten kann, unter der Herrschaft eines so königlichen Wesens zu leben. Aber Kuvasz und Mudi scheinen sich da wunderbar zu ergänzen. Bei der Hütearbeit hätten wir da das kläffende, treibende Mudi-Tier und am Rande der Herde den souveränen, wachsamen und beschützenden Herdschutzhund. Diese Konstellation hatten wir mit Sarah und Moppel nun auch. Nach Sarahs Tod 2009 zog bei uns dann ein anderer Hütehund ein – Border Collie „Button“ genannt.
Mudi Moppel wurde durch Sarahs Tod völlig aus der Bahn geworfen. Wir aber auch. Sie war unser Herzenshund. Moppel hatte damals die Qualifikation für die Deutsche Meisterschaft im Obedience, Hotelzimmer war gebucht, alles bereit für den Start… aber dann hatte er keine Lust mehr auf irgend etwas. Dieser Zustand hielt viele Wochen. Wir waren traurig und wir wussten, da muss ganz schnell ein neuer Zweithund her, sonst wird Moppel krank.
Und so kam es, dass wir diese Border Collie Welpen kennenlernten. Ich gebe zu, ich wollte damals keinen Border Collie, um nicht in die Schublade „die holen sich jetzt ein Sportgerät“ gesteckt zu werden. Dann zog aber doch ein Border Collie Welpe bei uns ein, dessen Charme wir genauso erlegen sind, wie bei Mudi Moppel.
Button ist ein wunderbarer Hund, aber völlig anders als der Mudi. Ebenso charmant, sehr arbeitseifrig, immer fröhlich, aber leise und ohne irgendwelche „Chef-Allüren“, die so ein Mudi hat. Die Charakterfestigkeit des Mudi, oder im speziellen des Moppel, zeigt im Verhältnis zwischen den beiden Rüden jeden Tag. Moppel ist der CHEF. Und Button zweifelt es nicht an. Niemals!
Während wir damals nach einem „kuvasz-festen“ Partnerhund gesucht haben, muss der heutige Hundepartner „mudi-fest“ sein. Ich glaube, nein ich weiß heute, dass nicht jeder Hund zum Mudi passt, oder zumindest nicht zum Moppel. Seine Rolle als Beschützer des Mudis hat Border Button aber inzwischen angetreten. Ich weiß nicht genau, ob auch hier der Charme des Moppels für diese Rollenverteilung gesorgt hat, oder ob der wesentlich größere Button es nicht mit ansehen konnte, wenn sein Chef von irgendwelchen Rüden verkloppt wird. Aber ansonsten hat Button zuhause nicht viel zu melden. Mudi Moppel ist der Chef! Wie viele Jahre noch vergehen mögen, bis Moppel dieses „Amt“ an den jüngeren weiter gibt, keine Ahnung.
Gut, Moppel könnte vielleicht mal netterweise seinen eigenen Kauknochen abknabbern und nicht auch noch den Knochen vom Border Collie mit beanspruchen. Aber die beiden Jungs werden das schon miteinander ausmachen. Und eigentlich haben sie sich lieb, auch wenn die Kerle es nicht zugeben.
Wer nach Problemen mit der Erziehung unseres Mudis fragen würde, dem könnten wir nur antworten, dass Moppel da nicht anders ist als die meisten Hunde. Okay, in den ersten drei Monaten nach seinem Einzug hat er so viel Blödsinn angestellt, dass Herrchen ihm etliche Male das Tierheim angedroht hat. Zeitungen zerfetzen gehörte zu den weniger ärgerlichen „Aufräumaktionen“ des Moppel. Aber schlagartig nach drei Monaten hörte dieser Kaputtmach-Blödsinn auf, als wüsste er nun, dass diese Familie ihn behalten würde.
Entrüstung beim Mudi Moppel macht sich zuweilen in längeren Bell-Exzessen Luft – z.B. wenn es ihm nicht passt, dass wir ins Kino gehen, ohne ihn… oder weil er beleidigt ist, dass der Border Collie bespasst wird und er nicht. Aber ich denke nicht, dass das eine spezielle Mudi-Charaktereigenschaft ist, sondern einfach ein Wesenszug dieses Moppels. Übrigens kann er tatsächlich persönlich beleidigt sein.
Einen Fehler haben wir allerdings gemacht… Während wir es Kuvasz Sarah freigestellt haben, im Bett zu schlafen, was sie aber nie wollte, so haben wir es Mudi Moppel von vorn herein verboten, ins Bett zu klettern. Nun kann dieser Hund aber so süß traurig schauen, dass sich Herrchen dann irgendwann erweichen ließ. Der gerademal 13 Kilo wiegende Moppel mutierte innerhalb von Sekundenbruchteilen zum 50-Kilo-Zementblock und war fortan nicht mehr aus dem Bett zu hebeln. Aber andererseits gibt es kein schöneres und wärmenderes Kuschelkissen mit vier Pfoten und zwei Ohren in kalten Winternächten.
Das Für und das Wider des Mudi:
Wer keine lauten Hunde mag – lässt besser die Pfoten vom Mudi.
Wer es nicht leiden kann, dass der Hund immer wissen will, wohin man geht und was man gerade macht – nimmt besser keinen Mudi.
Wer es nicht mag, dass überall und ständig schwarze Fusseln auftauchen, selbst im neuen Paket Butter – lässt seine Finger vom Mudi. (vielleicht überhaupt Finger weg von allen Hunden)
Wer keine Lust auf Machtspielchen und Futterneid zwischen Mudi und Zweithund hat – sucht sich einen anderen Zweithund.
Wer keine Lust auf größenwahnsinnige mittelkleine Mudis hat, die sich todesmutig und wütend über einen Leonberger hermachen und auch noch gewinnen – sucht sich einen sanfteren Vierpfoter.
Wer einen fröhlichen, eifrigen Sporthund sucht – überlege es sich gut, ob er einen charakterstarken, vieles in Frage stellendes Hundewesen nimmt, dass auch schon mal die Stinkekralle zeigt.
Wer einen Hund sucht, der kuschelig und anschmiegsam tags wie nachts ist – ist mit einem Moppel bestens versorgt.
Wer sich eine fleißige Küchenhilfe wünscht, die das Besteck aufhebt oder den heruntergefallenen Kleiderbügel anreicht – ist mit einem Mudi Moppel hervorragend bedient.
Wer sich mit der Lautstärke des Mudi abfindet und den Lärm ausblendet oder per Ohrenstöpsel wegfiltert – hat mit einem Mudi einen immer fröhlichen, wenn auch lautstarken Hundekumpel.
Wer einen Hundekumpel sucht, den man auch mal in den Arm nehmen kann – ist bei einem Mudi sehr gut aufgehoben.
Und wer das Doktor-Jekyll-und-Mister-Hide-Wesen des Mudis verstanden hat und sich auf alle guten und schlechten Eigenschaften dieser Hunderasse einlässt, bekommt etwas ganz Besonderes, dass man nicht mehr missen möchte!
Ich/Wir möchte(n) diesen Mudi Moppel nicht mehr missen. Unsere Herzen gehören ihm. Ich wünsche mir noch viele gesunde Hundejahre mit ihm. Vielleicht den einen oder anderen (kleinen) Erfolg beim Obedience. Ich finde, er soll so bleiben wie er ist – laut, frech, egoistisch, süß, kuschelig. Hauptsache gesund und fröhlich.
Ich glaube, ich könnte noch hundert Seiten weiter berichten und schwärmen. Wer Mudi Moppel kennt, weiß was ich meine. Wenn Ihr noch mehr über ihn wissen wollt, schaut doch mal auf unserer Homepage vorbei www.Happymudi.de.
Liebe Grüße,
Anette Manzius & Mudi Moppel
und Herrchen mit BC Button
Steckbrief
Name: Páskom-Pástor Eleven – genannt „Moppel“
Geboren: 28.07.2002
Gestorben: 03.05.2014 🙁
Hobbys: Obedience, Agility, alles apportieren (egal was), Polizist spielen, Chef sein, nette Bräute aufreißen, Kauknochen, je größer umso besser
Eigenschaften: Laut, fröhlich, charmant,zuweilen nerv tötend, stur,hilfsbereit, neugierig,futterneidisch, eifersüchtig, hervorragendes Wärmekissen mit 2 Ohren, ein toller Sporthund, ein guter Hundekumpel, charmanter Liebhaber
mag: jede Form von Leckerchen, natürlich Hundemädchen, schlafen im Bett, Stöckchen groß… größer… noch größer, Obedience – und alle damit verbundenen Annehmlichkeiten
mag nicht: der Zweite sein, Ohrkontrolle beim Tierarzt (heilige Ohren),
wohnt in: Ratingen
bei: Anette Manzius